Warum Bibliothekar werden?

Warum genau dieser Beruf der richtige für sie ist, schildern gestandene Bibliothekare und Bibliothekarinnen. Warum genau dieser Studiengang der richtige für sie ist, erklären Studierende am Fachbereich. Und dass unser Beruf ein Beruf mit Zukunft ist, verdeutlicht die Verbleibstudie, die unter den AbsolventInnen des Fachbereichs durchgeführt wurde.

 

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»WEIL WISSEN ROCKT!«

 

- die Gründe der Studierenden am Fachbereich für ihre Studien- und Berufswahl


Warum habt ihr euch für diesen Studiengang entschieden?

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Warum ich mich für diesen Studiengang entschieden habe?

 

Weil er durch die vielen Praktika sehr praxisbezogen gestaltet ist und ich als Beamtenanwärterin außerdem schon während des Studiums Geld verdiene.

 

Warum ich hier am Fachbereich studiere?

 

Weil der Studiengang klein und familiär ist und so eine sehr gute Betreuung der Studierenden ermöglicht.

 

Warum dieser Studiengang der richtige ist?

 

Weil der Studiengang dual aufgebaut ist und so eine gute Mischung aus wissenschaftlichem und praktischem Arbeiten bietet.


Warum wollt ihr BibliothekarIn werden?

 

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Warum ich BibliothekarIn werden möchte?

 

Weil es für eine gerechte und friedliche Welt unabdingbar ist, dass alle Menschen kostenlosen und freien Zugang zu Wissen und Informationen erhalten. Bibliotheken machen dies möglich.

 

Warum BibliothekarIn mein Traumberuf ist?

 

Weil ich etwas Sinnvolles in meinem Leben tun möchte: Anderen Menschen Literatur nahebringen und so zu einer gebildeten Gesellschaft beizutragen!

 

Warum BibliothekarIn die richtige Entscheidung ist?

 

Weil ich Freude daran habe, Menschen beim Finden der Informationen zu helfen, die in ihrer konkreten Lebenssituation wichtig für sie sind – sei es Studium, wissenschaftliche Karriere, Schulabschluss oder persönliche Weiterbildung.


Was fasziniert euch am Bibliothekswesen?

 

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Was mich an Bibliotheken fasziniert?

 

Dass wir Wissen so verzeichnen und organisieren, dass es effizient für andere verfügbar wird. Mich begeistern computergestützte Informationstechnologien!

 

Was ich am Bibliothekswesen spannend finde?

 

Der Medienmix und die Mischung aus Arbeit mit Menschen und Arbeit am Schreibtisch. Dass von Tontafeln und Handschriften über Elefantendungpapier bis zur Unix-Shell und dem Semantic Web alles dabei ist, womit die Menschheit jemals Wissen organisiert und gespeichert hat.

 

Warum das Bibliothekswesen so interessant ist?

 

Der Abwechslungsreichtum: die Vielfalt der Bücher, der Umgang mit verschiedenen Menschen, die Varietät der technischen Arbeitsmittel.


»ÜBER 40 JAHRE IM BERUF - UND IMMER NOCH BEGEISTERT!«

 

Wir haben unsere DozentInnen und KollegInnen in Bibliotheken zu ihrem Weg ins Bibliothekswesen, ihren Aufgabengebieten und ihrer Meinung zur Zukunft von Bibliotheken befragt und überzeugende Antworten von Menschen erhalten, die ihren Beruf mit Freude und Motivation ausüben.

 

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»Jetzt bin ich seit über vier Jahrzehnten im Beruf und immer noch begeistert.«

Abitur geschafft - aber was nun? Junge Leute stehen heute vor einem riesigen Angebot an Studienmöglichkeiten. Das war vor vierzig Jahren auch nicht anders. Mein Weg führte mich zunächst zu einem Berufsberater  (Internet gab es leider noch nicht). Auf seine Frage, was mich denn interessiere, gab ich zur Antwort: "eigentlich alles".
"Na dann werden Sie doch Bibliothekarin!" war sein Rat.

Jetzt bin ich seit vier Jahrzehnten im Beruf und immer noch begeistert: der ständige Umgang mit jungen Leuten, interessante Literaturrecherchen, Mitarbeit bei überregionalen Arbeitsgruppen, Kontakt zu Bibliotheken und Berufskollegen weltweit bedeuten täglich neue Herausforderungen. Gerade die heutige Bibliothekslandschaft bietet für nahezu jedes Interessensgebiet Einsatzmöglichkeiten. Die Anforderungen an Bibliotheken und Bibliothekare verändern sich ständig. Bibliotheken sind heute unabhängig von Ihrer Größe weltweit vernetzt. Heute gilt: resources anytime anywhere.
Hohe Flexibilität und die Bereitschaft zu aktiver Teilnahme an diesen Veränderungsprozessen kennzeichnen moderne Bibliothekare. Vom Bücherverwalter zum Bibliotheksmanager: Beschaffung und das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen, Material und Manpower gehören zu unseren Hauptaufgaben.

Fazit: auch wenn die Technologie vieles verändert  - Internet und Suchmaschinen können die Arbeit der Bibliotheken und Bibliothekare sehr gut ergänzen, aber niemals ersetzen.

 

»Ich empfinde es als Privileg, meinen Arbeitstag in der Gesellschaft von Büchern und ihren Lesern verbringen zu dürfen.«

 

Zuerst sollte ich wahrscheinlich sagen, dass ich gar keine (ausgebildete) Bibliothekarin bin, sondern promovierte Anglistin. Zwar leite ich eine Bibliothek, ich bin aber auch Dozentin und unterrichte Kurse zu Shakespeare und seinen Zeitgenossen. Außerdem bin ich selbst in der Wissenschaft aktiv. Weder in meiner Eigenschaft als Bibliothekarin noch als Dozentin oder als Wissenschaftlerin wäre ich je auf den Gedanken gekommen, dass das Bibliothekswesen keine Zukunft haben könnte! Ich habe noch nie einen Kollegen oder eine Kollegin getroffen, der kein ausgesprochener Bibliotheksliebhaber gewesen wäre: Bibliotheken sind für Forscherinnen Orte der Fülle und des Überflusses, und die meisten sind sich sehr bewusst, wie sehr sie denen zu Dank verpflichtet sind, die Ordnung in diese Schatzkammern bringen und sie kontinuierlich weiter ausbauen - den Bibliothekaren. Für die Studierenden sind die Bibliotheken auch soziale Orte, viele kommen, weil sie nicht alleine zuhause arbeiten möchten. Ich versuche, jeden Besucher persönlich zu begrüßen. Gerade an einer Massenuniversität finde ich diese Art des zwischenmenschlichen Kontakts sehr wichtig, und ich glaube, dass die meisten Benutzerinnen das auch zu schätzen wissen.

In Ermangelung einer einschlägigen Ausbildung habe ich mir das bibliothekarische Fachwissen, über das ich verfüge, weitgehend selbst angeeignet. Ordnung ist für mich - wie für viele andere Bibliothekare wahrscheinlich auch - etwas Positives, und so empfinde ich es als sehr befriedigend, den "Medien" (bei uns sind es meist Bücher) ihren festen Platz zuweisen zu können. Ich arbeite mit einer recht fein gegliederten Fachklassifikation und muß deshalb jeden Neuerwerb zumindest überfliegen. Faszinierend finde ich oft gerade die Titel, die nicht so leicht einzuordnen sind: aus wissenschaftlicher Perspektive sind das häufig besonders innovative Publikationen. Insgesamt empfinde ich es als Privileg, meinen Arbeitstag in der Gesellschaft von Büchern (oder auch elektronischen Texten) und ihren Lesern verbringen zu dürfen. Bibliotheken sind Orte der Reflektion, sie sind nie das Werk eines einzelnen und ohne Kontinuität und längerfristiges Engagement undenkbar. Insofern stehen sie aus meiner Sicht genau für das, was unsere hyperindividualisierte, schnelllebige Zeit so dringend braucht.

 

»Bibliothekarin zu sein, heißt für mich einen abwechslungsreichen, vielfältigen, sehr dynamischen Beruf zu haben, der sehr spannend ist, in dem man ganz viel mit gestalten kann und der vor allem großen Spaß macht!«

 

„Bibliothekarin – cool! Die Stadtbücherei finde ich super, da gibt es immer Kekse“ – diese Reaktion der kleinen Tochter von Freunden war schon etwas ganz Besonderes! Meistens herrscht Schweigen nach der Antwort auf die Frage, was man denn so beruflich macht. Unter dem Beruf Bibliothekarin können sich viele Leute leider immer noch wenig vorstellen. Bibliothekarin und Hochschullehre ist dann völlig unverständlich.

Gelesen habe ich (natürlich) schon immer gerne – allerdings noch nie so wenig (privat) seit ich Bibliothekarin geworden bin! Noch während der Recherchen für die Promotion habe ich eifrig rosa Leihscheine an der BSB ausgefüllt und war angenehm überrascht, was für spezielle Bestände doch vorhanden waren, die damals noch nicht im OPAC verzeichnet waren. Ein Mysterium, an dem die Bibliothekare großen Anteil hatten! Überdies waren die Faszination für das Medium Buch in allen Erscheinungsformen und die Möglichkeit als Dienstleister für die Wissenschaft – heute würde man von „embedded librarian“ oder „liaision librarian“ sprechen – tätig zu sein, meine Hauptbeweggründe für den Beruf. Bibliothekarin zu sein, heißt für mich einen abwechslungsreichen, vielfältigen, sehr dynamischen Beruf zu haben, der sehr spannend ist, in dem man ganz viel mit gestalten kann und der vor allem großen Spaß macht!

 

»Ich hätte mir keinen interessanteren und vielseitigeren Beruf aussuchen können.«

 

Ich hatte das große Glück, meinen Beruf in einer Zeit auszuüben, in der Bibliotheken durch die Entwicklung und Verbreitung des Internets einem immensen Veränderungsprozess unterworfen waren - und es weiterhin sind. Diesen Wandel von der traditionellen über die automatisierte zur digitalen und hybriden Bibliothek empfinde ich als einen äußerst spannenden Prozess, an dem wir Bibliothekarinnen und Bibliothekare uns aktiv beteiligen. Dabei können wir nicht mehr einfach auf bewährte Standards (Regelwerk, Normierung, Standardisierung) zurückgreifen, sondern müssen diese so weiterzuentwickeln, dass sie auch in Zeiten des Internets und der Digitalisierung eine wichtige Rolle im Wissenschaftsbetrieb spielen.

Als ich mich nach dem Abitur für das Studium zur Diplombibliothekarin entschied, war das eher eine Verlegenheitslösung. Im Laufe meiner Berufsjahre stellte ich aber fest, dass ich mir keinen interessanteren und vielseitigeren Beruf hätte aussuchen können. Mein Berufsleben begann mit dem Katalogisieren unterschiedlichster Publikationen und Materialien. Das Spannende daran ist, dass diese Arbeit mit hochwertigen Metadatensätzen heute aktueller ist denn je und die Grundlage fast aller Arbeitsbereiche einer Bibliothek (klassische Medienbearbeitung, e-Medien, Informationsdienste, elektronisches Publizieren, Retrodigitalisierung, Langzeitarchivierung) bildet, ja neuerdings unserer gesamten, zunehmend digitalisierten Gesellschaft.

Nach einigen Jahren in der Erwerbungsabteilung, in denen ich in einem Teilbereich den integrierten Geschäftsgang eingeführt habe, waren die letzten zehn Jahre meines Berufslebens schließlich der Digitalen Bibliothek mit den vielfältigen Arbeitsabläufen der Retrodigitalisierung (Planung, Scanprozess, Volltextgenerierung, Präsentation, Archivierung und Bereitstellung von Daten) und deren Standardisierung gewidmet. Außerdem arbeitete ich in unterschiedlichen Digitalisierungsprojekten (u.a. VD16, VD18, Inkunabeln, Alt-Sinica, Chorbücher, Notendrucke, bavarikon-Projekte) mit.

Für Bibliothekarinnen und Bibliothekare ergeben sich heute ganz neue, teils höchst innovative Aufgabenbereiche mit spannenden Herausforderungen wie e-Medien-Management, Vermittlung von Medienkompetenz, Social-Media-Aktivitäten, Metadatenmanagement, Retrodigitalisierung, letztere zunehmend in Kooperation mit anderen Kultureinrichtungen und viele andere mehr. Diese Aufgaben bilden eine wichtige Erweiterung der bibliothekarischen Arbeit. Sie tragen dazu bei, beim Thema Digitalisierung up to date zu bleiben und frühzeitig neue Entwicklungen kennenzulernen und praktisch damit umzugehen.

 

»Bibliotheken werden auch in Zukunft für die Demokratie wichtig sein.«

 

Was begeistert mich an meiner Arbeit?

In meinen Arbeitsbereichen Information und Informationskompetenz macht mir besonders der Kontakt zu Menschen, ob im eigenen Team oder mit Bibliotheksbenutzerinnen und Benutzern, Spaß. An der Information kann ich bei der Literaturrecherche unterstützen und Beratung zu vielen anderen bibliothekarischen Themen leisten. Vor allem das direkte persönliche Feedback dort zeigt mir, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird. Nichts ist schöner, wenn man einer verzweifelten Studentin kurz vor der Abgabe ihrer Abschlussarbeit helfen kann und sie mit einem Lächeln die Bibliothek verlässt.
Neben der Beratung an der Information gebe ich in unseren vielfältigen Veranstaltungen mein Wissen weiter. Sei es zur Literaturrecherche und Bibliotheksnutzung für Schülerinnen und Schüler, die Vermittlung von Informationskompetenz an Studierende oder auch speziell Schulungen zu Literaturverwaltungsprogrammen. Somit helfe ich vielen sich besser im Informationsdschungel zurechtzufinden.
Vielseitige Projekte ergänzen meine Kernaufgaben, in denen ich gemeinsam an neuen und kreativen Lösungen arbeiten kann – z. B. die Konzeption einer Installation oder die Entwicklung eines neuen Veranstaltungsformats. Langweilig wird es nie!

Warum halte ich das Bibliothekswesen für zukunftsfähig?

Gibt es Bibliotheken auch in Zukunft? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Meine Antwort lautet: Ja, auf jeden Fall! Nicht unbedingt als Hort der Bücher oder Bewahrer allen Wissens. Eher als Ort zum Schutz von Kulturgut und Unterstützer bei der Navigation durch die Informationsfluten. Wir können die notwendige Medien- und Informationskompetenz vermitteln und helfen zu erkennen, was Fake News sind und was nicht.
Bibliotheken werden auch in Zukunft für die Demokratie wichtig sein. Dort kann sich jeder kostenfrei informieren ohne durch Algorithmen in einer Filterblase gefangen zu sein. Schon heute werden Bibliotheken als Dritter Ort zum Treffen, Lernen oder um Dinge zu erschaffen genutzt. Dieser öffentliche Raum wird auch in Zukunft als Grundlage des gesellschaftlichen Lebens eine wichtige Rolle spielen.

 

»Ich bin Abteilungsleiterin, Projektleiterin, Beraterin, Dozentin, Ausbilderin, Referentin.«

 

„Was machen Sie eigentlich beruflich?“ Auf diese Frage zu antworten, ist gar nicht so einfach. Denn wenn ich sage: „Ich bin Bibliothekarin“, dann stellt sich manch einer vor, dass ich Bücher in Regale stelle oder für die Ausleihe verbuche. Aber das trifft für meinen Arbeitsbereich nicht zu.

Ich bin Bibliothekarin. Aber mein Arbeitsalltag besteht aus vielen Tätigkeiten, die sich eher über andere Berufsbezeichnungen beschreiben lassen würden: Ich bin Abteilungsleiterin, Projektleiterin, Beraterin, Dozentin, Ausbilderin, Referentin.
Was ich tatsächlich im Arbeitsalltag mache, ist sehr vielfältig. Gefordert sind vor allem strukturiertes Denken, strategischer Pragmatismus, effektive Selbstorganisation, soziale Kompetenz und Freude am Umgang mit Menschen. Ich muss mich in Detailprobleme vertiefen oder die großen Zusammenhänge im Blick haben. Ich darf mich als Dienstleisterin verstehen und mich darüber definieren, dass ich Studierenden und Wissenschaftlern dabei helfe, ihre jeweiligen Aufgaben leichter zu bewältigen. Vor allem habe ich sehr viel mit Menschen zu tun.

Bibliotheken richten sich in ihrem Selbstverständnis und ihrem Dienstleistungsangebot auf den Bedarf ihrer Kunden aus und verändern sich. Da wird sich in Zukunft noch viel tun: Wir werden immer weniger über unseren Print-Bestand und immer mehr über unsere Dienstleistungen definiert. Wir haben schon längst das Unterrichten, die Teaching Library, fest in unserem Selbstbild verankert. Und wie sich die Weiterentwicklungen bei der Informationsrecherche, im Publikationsmarkt, in der Datenhaltung sowie bei der globalen Vernetzung auf unsere Arbeit auswirken, ist noch gar nicht absehbar. Ich bin gespannt auf alles, was die berufliche Zukunft noch an Herausforderungen bringen wird.

 

»Bibliotheken sind Ausgangspunkte geistiger Entdeckungsreisen.«

 

Bibliotheken sind die langweiligsten und spannendsten Orte, die man sich vorstellen kann. Sie sind geprägt durch viele Ordnungssysteme. Detailbesessen werden dort Regeln entwickelt und angewendet, deren Sinnhaftigkeit sich Außenstehenden nicht sofort erschließt. Auf der unmittelbar sinnlich wahrnehmbaren Ebene wird dort massenhaft Ähnliches, ob gedruckt oder digital, gleichförmig verwaltet. Es besteht der Anspruch, alles müsse für die Ewigkeit aufbewahrt werden. So wirkt ein Zeitschriftenmagazin zunächst gleichförmig monoton, ein Rechnergehäuse unzugänglich und die Rechercheoberfläche eines Online-Katalogs wenig anregend.

Kaum aber sieht und nutzt man eine Bibliothek als eine Sammlung von Texten, Handschriften, Bildern, Filmen und so fort, die einem hilft Fragen zu beantworten, so erlebt man Bibliotheken als Ausgangspunkte geistiger Entdeckungsreisen. Man erkennt, dass die leblos wirkenden Ordnungssysteme wie Landkarten oder Navigationssysteme dazu dienen, Gesuchtes zu finden. Mit dieser Erfahrung entwickelt man Dankbarkeit für den Willen der Bibliotheken, alles was ihnen gehört, selbst wenn es vollkommen belanglos scheint, künftigen Generationen erhalten zu wollen. Denn man kann heute nicht wissen, auf welches Abenteuer sich diese einlassen wollen oder müssen.

Und wer dann noch selbst mitarbeitet an der Verwaltung der inhaltsreichen und -vielfältigen Bibliotheksbestände, die merkt dann, dass die Ordnungssysteme nicht nur für den Moment zweckdienlich sind, sondern dass sie stets neu zu gestalten sind, weil Bibliotheken keine isolierten Insel-Existenzen pflegen, sondern ihren Platz haben in einer innovationsorientierten Kultur. Diese Verpflichtung zur Aktualität ist im besten Sinne aufregend für die Mitarbeiter(innen), denn sie ist getrieben vom Wunsch, möglichst vielen Menschen jetzt und in Zukunft das zu vermitteln, was in Bibliotheken vorhanden ist oder sein wird.

 

»Wir arbeiten für die, die unsere Institutionen nutzen möchten, egal woher sie kommen und aus welchem Grund.«

 

Mein Arbeitsplatz im Bereich der Standardisierung zeichnet sich durch Komponenten aus, die im Bereich der Bibliotheken oft nicht vermutet werden. Er ist geprägt von der Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichsten Institutionen weltweit. Diese breite Vernetzung macht ihn interessant, gelegentlich auch anstrengend. Glücklicherweise ist die Standardisierungsarbeit heute international vernetzt und so arbeiten in den verantwortlichen Gremien Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen und, vor allem in Europa, mit verschiedenen Muttersprachen zusammen. Dies alles zusammenzubringen und zu einem gemeinsamen Konsens zu führen ist eine der großen Herausforderungen und gleichzeitig ein großer Anreiz im Rahmen meiner Tätigkeit.

Diese Art der Arbeit war noch vor nicht allzu langer Zeit in Bibliotheken eher selten anzutreffen. In den letzten Jahrzehnten wurde die Notwendigkeit hierfür jedoch erkannt und Ansätze für die Zusammenarbeit wurden systematisch ausgebaut. Vornehmstes Ziel für Bibliotheken ist es heute, ihre Bestände so zu erschließen, dass die dadurch gewonnenen Metadaten vielseitig nachnutzbar und austauschbar sind und somit der Sichtbarkeit und der Vermittlung von Kulturgut dienen. Dies geschieht nicht nur im Bereich der wissenschaftlichen Ressourcen, sondern dient der Weitergabe von Kultur und der Teilhabe an Wissen ganz allgemein und das für Menschen aller Altersstufen und für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Hierfür ist es notwendig, Ressourcen zu kategorisieren und einfach auswertbar zu machen. Dies kann intellektuell, maschinell oder in Kombination von beiden Methoden geschehen. Eine Standardisierung ist für alle Methoden und Verfahren notwendig.

Bibliotheken sind keine Inseln im Meer der Kultur. Auch sollten sie keinen Universalanspruch auf die Erfassung von Metadaten erheben. Erfreulicherweise wird dieser Ansatz zunehmend in die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Standards und Regelwerken einbezogen. Kulturerbe bewahrende Institutionen versuchen seit einiger Zeit in Arbeitsgruppen Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszuloten, Wege für Kooperationen aufzuzeigen und so langfristig einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung von Kulturgut zu leisten.

Ich wünsche allen, die sich für Berufe in Bibliotheken entschieden haben, dass sie diese Bereiche bei ihren Tätigkeiten im Auge behalten können. Unsere Berufe in Kulturerbeeinrichtungen sollten nicht losgelöst von den globalen Entwicklungen und nicht in engen Strukturen von spartenbezogenen Denkmustern ausgeübt werden. Wir arbeiten für die, die unsere Institutionen nutzen möchten, egal woher sie kommen und aus welchem Grund.

 

»Die Arbeit bleibt ob ihres Abwechslungsreichtums tagtäglich spannend, herausfordernd und auch lehrreich.«

 

Bewahrung, Benutzung und Bewerbung des schriftlichen Kulturerbes

Ich gehe annähernd jeden Tag gerne zur Arbeit und das liegt v.a. auch daran, dass ich mich sehr mit meiner Tätigkeit in der Abteilung Handschriften und Alte Drucke identifizieren, ja sogar immer wieder auf‘s Neue dafür begeistern kann. Hierzu fallen mir insbesondere die folgenden Gründe ein:

Der Bestand an Handschriften – und hierfür bin ich im engeren Sinne zuständig – ist exzeptionell. Der schiere Umfang, die weltweite Bedeutung und das Alter zahlreicher Stücke (von der babylonischen Keilschrifttafel aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend bis zur modernen Handschrift des 20. Jahrhunderts) nötigen mir immer wieder Respekt vor den Leistungen früherer Generationen von „Kulturschaffenden“ (Schreibern, Buchmalern, Literaten, etc.) und Bibliothekaren (wie etwa J.A. Schmeller, der die Bücherflut der Klostersäkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts sichtete und ordnete) ab.

Die Arbeit bleibt ob ihres Abwechslungsreichtums tagtäglich spannend, herausfordernd und auch lehrreich … in den nunmehr fast 13 Jahren in dieser Tätigkeit habe ich immer wieder Neues entdecken und meinen Horizont erweitern können. Eine kleine Rechnung mag das veranschaulichen: Die Abteilung verwaltet mehr als 60.000 Handschriften, davon mehr als zwei Drittel abendländische und darunter wiederum gut die Hälfte in lateinischer Sprache. Von den 20.000 lateinischen Manuskripten stammen etwa zwei Drittel aus dem Mittelalter … für mich als Latinisten und Historiker mit einem mediävistischen Schwerpunkt bietet das durchaus die für unseren bibliothekarischen Berufsstand nicht selbstverständliche Möglichkeit, neben allerlei repetitiven, zeitkritischen (Verwaltungs-)Tätigkeiten, die der Beruf zugegebenermaßen in erheblichem Maße auch mit sich bringt, zumindest noch teilweise einen Bezug zu meinen Studienfächern aufrecht zu erhalten. Und rechnen wir hier nur ein kleinwenig weiter: In einem Berufsleben von etwa 35 bis 40 Jahren (abhängig von der Länge der vorangegangenen Ausbildung) und etwa 220 Arbeitstagen pro Jahr müsste man etwa 7 bis 8 Handschriften pro Tag – Tag für Tag! – in die Hand nehmen, um den Gesamtbestand zumindest ein einziges Mal angefasst, geschweige denn „erfasst“ zu haben. An eine profunde wissenschaftliche Beschreibung ist in einer solchen Frequenz natürlich nicht zu denken, was ich in meiner Funktion jedoch leisten kann und auch sehr gerne tue, ist es, mit modernen Methoden und unter Einsatz zeitgemäßer Technologien das auf uns überkommene schriftliche Kulturerbe zu erschließen (Digitalisierung, Verzeichnung in Online-Katalogen und in der Forschungsdokumentation, Information über den Bestand – d.h. dessen Existenz – auf der Homepage, etc.) und somit für die Wissenschaft sowie für eine interessierte Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Diese Arbeiten erlauben mir einen gewissen individuellen und somit – in Abstimmung mit anderen Stellen des Hauses sowie Vorgesetzen – auch kreativen Spielraum, der im Arbeitsalltag durch den vielfältigen Kontakt mit einer hochgebildeten, teilweise auch sehr internationalen Benutzerschaft (was dann auch entsprechende Fremdsprachenkenntnisse abverlangt) angereichert wird …

Kurzum: ich habe nie bereut, Bibliothekar geworden zu sein!

 

»Was mich nach 30 Jahren an meiner Arbeit in der Bibliothek immer noch begeistert: wie nah man am Puls der Zeit ist.«

 

Zugegeben: Bibliothek als Berufsfeld war für mich nach Studium und Promotion damals nicht auf Platz 1 meiner Wunschliste, aber bereut habe ich die Berufswahl dennoch nie. Was mich nach 30 Jahren an meiner Arbeit in der Bibliothek immer noch begeistert: wie nah man „am Puls der Zeit“ ist: In einer wissenschaftlichen Bibliothek ist man direkt mit den Bedürfnissen der Studierenden und der Wissenschaft beschäftigt. Aktuelle und gesellschaftlich sehr relevante Themen wie die Globalisierung des Informationsmarktes, Digitalisierung, Bildung und der Fortschritt der Wissenschaften – mit allem habe ich täglich zu tun. Außerdem wandeln sich Bibliotheken und ihre Services heute unglaublich schnell und mir gefällt diese Dynamik und die  schnell sich wandelnden Anforderungen unserer Nutzer,  das alles stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen, die den Beruf besonders lebendig machen. Für mich ist Veränderung per se interessant, das Bild vom verstaubten und skurrilen  Bibliothekar ist eh völlig überholt, die Realität ist eine ganz andere! Quellen und Informationen zu recherchieren, zu besorgen und der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, macht Spaß und ist nie langweilig.  – Dass ich privat am gedruckten Buch hänge, das mein „Leitmedium“ bleiben wird, hat nichts damit zu tun, dass ich mich beruflich immer mehr ums Digitale kümmere: das E-Book ist privat nicht mein Ding, beruflich umso mehr! Außerdem liebe ich die Bibliothek als Ort, diese Faszination hat sich bis heute bei mir erhalten, ob eine quirlige Kinderbibliothek, ein moderner universitärer Lernort oder eine kontemplative Klosterbibliothek: für solch inspirierende Orte arbeiten und auch selbst täglich hier sein zu dürfen, das ist für mich einfach wunderbar!

Um die Zukunft der Bibliotheken mache ich mir wenig Sorgen, aber bestimmt wird viel anders als gewohnt: Öffentliche Bibliotheken werden zunehmend Orte, an denen noch mehr geschieht als Recherchieren, Lernen und Mediennutzung - es werden "Makerspaces" in einem ganz allgemeinen, umfassenden Sinne, Orte an denen man sich selbst einbringen kann - ob mit oder ohne 3D-Drucker. Es wird völlig selbstverständlich sein, dass Bibliotheken auch am Wochenende geöffnet haben, auch wenn wir, die Bibliothekare, zu diesen Zeiten den Schlüssel an andere weiterreichen. Und welche Qualifikationen werden wir als Beschäftigte in Bibliotheken benötigen? Wissenschaftliche Bibliotheken brauchen sicherlich Informations- und Publikationsspezialisten, aber auch Lern- und Schreibberater; insgesamt werden in Bibliotheken, wie immer sie auch heißen werden, "Skills" gefragt sein, die nützlich sind fürs Vermitteln, fürs Motivieren, für das Management von Partizipation, für die Konzeptionierung und Durchführung von Kultur- und Bildungsprojekten.

 

 

 


"WHERE DID YOU COME FROM, WHERE DID YOU GO?"

 

Im Rahmen eines Teamprojekts am Fachbereich wurden die AbsolventInnen der letzten 10 Jahre zu ihrem beruflichen Werdegang, zur Zufriedenheit im Beruf und ihren Aufgabenbereichen befragt.

 

zur Verbleibstudie, (pdf, 737kb)